Was ist Voluntourismus?

Meerblick mit Schatten von Palmen

Voluntourismus?

"Voluntourismus" setzt sich aus den Begriffen Volunteering (Freiwilligenarbeit) und Tourismus zusammen. Vermittlungsagenturen sprechen häufig aber auch nur von "Volunteering", "Voluntariat“ oder sogar "Praktikum". Unter Voluntourismus versteht man eine Kombination aus Freiwilligentätigkeit und Urlaub. Voluntourismus-Angebote werden nach individuellem Interesse der Teilnehmenden von kommerziellen Vermittlungs- und Reiseagenturen zusammengestellt. Meist werden soziale Projekte (z.B. mit Kindern) oder Umweltprojekte (z.B. mit Tieren) angeboten.

Eurodesk rät generell von kurzen, individuellen Einsätzen in sozialen Projekten (speziell der Arbeit mit Kindern) im Globalen Süden ab. Viele Kinder leiden darunter, ständig wechselnde Bezugspersonen zu haben. Sie bauen Beziehungen zu den Freiwilligen auf, von denen sie sich nach kurzer Zeit wieder trennen müssen und entwickeln dadurch langfristig tw. Bindungsstörungen.

Die Freiwilligen werden in ihren zwar positiven – aber oft unrealistischen Erwartungen (z.B. das Leben der Kinder zu verbessern) enttäuscht. Oft wird die Hilfe der Freiwilligen in den Projekten vor Ort eigentlich nicht gebraucht, zumal sie oft keine passende Ausbildung haben, um gezielt eingesetzt zu werden. Teilweise entstehen durch den Voluntourismus sogar Waisenhäuser – mit Kindern, die eigentlich keine Waisen sind.

In solchen Projekten geht es häufig nur um Geld, das größtenteils die (deutsche) Vermittlungs­organisation behält. Daher solltest du genau nachfragen, wie viel Geld die Organisation/das Projekt vor Ort für die Aufnahme von Freiwilligen bekommt.

Wenn du dich für kurze, soziale Projekte im Globalen Süden interessiert, solltest du dir darüber im Klaren sein, dass du dir damit eher selber "hilfst", z.B. durch die Aufbesserung des eigenen Lebenslaufs etc.

Lesetipps & Videos

Hintergründe und Risiken des Voluntourismus sowie Empfehlungen für Reisende finden sich in der Broschüre "Vom Freiwilligendienst zum Voluntourismus" (PDF, 2 MB) und auf der Webseite Tourism Watch von Brot für die Welt. 

Einen guten Einblick in die Problematik bieten aktuelle Dokumentationen:

So erkennst du Voluntourismus-Angebote

  • Alter: häufig ab 18, jedoch auch Angebote für Minderjährige
  • Dauer: wenige Wochen bis mehrere Monate. Vorsicht gilt insbesondere bei kurzen sozialen Projekten (siehe oben).
  • Bewerbung: Kein Bewerbungs-/Auswahlverfahren; meist wird direkt bei einer Vermittlungs­organisation gebucht
  • Kosten: variieren je nach Einsatzland, Projekt, Aufenthaltsdauer und Freizeitprogramm. Da gerade für Fernreisen ein großer Teil der Kosten durch Flug, Visa, Versicherungen und ggf. Sprachkurs zustande kommt, sind kürzere Aufenthalte verhältnismäßig teurer. Angebote beginnen bei ca. 1.000 € für vier Wochen (ohne Reisekosten), können aber schnell mehrere tausend Euro kosten.

Anbietersuche

Wenn du trotz der Nachteile ein Voluntourismus-Angebot buchen möchtest, solltest du erkundigen wie viel vom Reisepreis tatsächlich der Organisation/dem Projekt vor Ort zugutekommt und ob deine Tätigkeit vor Ort wirklich hilft. Außerdem solltest du verschiedene Anbieter vergleichen. Unsere "Kriterien für seriöse Organisation" können dabei helfen.

Alternativen

Wenn du dich nur für kurze Zeit engagieren möchtest, könnte ein Workcamp das Richtige für dich sein. Workcamps sind gemeinnützige Projekte und werden öffentlicht gefördert. Daher sind sie günstiger als kommerzielle Angebote.

Wenn du Interesse an der Mitarbeit in sozialen Projekten hast, sind Langzeit-Freiwilligendienste häufig sinnvoller – sowohl für dich als auch das Projekt vor Ort. Bedenke: Ein Auslandsaufenthalt ist nie verlorene Zeit.