Zwischen Fernweh und Heimweh:

Mentale Gesundheit im Ausland

Ein Auslandsaufenthalt ist für dich wahrscheinlich ein großer Moment im Leben, ein Schritt aus der eigenen Komfortzone hinaus in die große weite Welt. Oft wird er verbunden mit Aufregung, Freiheit und Abenteuerlust. 

Vor Ort erwarten einen dich dann viele neue Eindrücke, die ganz anders sind als im Heimatland. Oder anders als du sie dir vorgestellt hast. Und plötzlich hast du mit Heimweh, Überforderung oder Einsamkeit zu kämpfen. 

Herausforderungen lassen sich im Ausland an einigen Ecken finden und können sich auf die mentale Gesundheit auswirken. Welche es gibt und wie du damit umgehen kannst, erfährst du im Folgenden:

Mädchen sitzt nachdenklich am Tisch

Herausforderungen

1. Die intensive Vorbereitungszeit 

Schon vor der eigentlichen Reise kann es stressig werden. In dieser Zeit stehen viele ToDos an: Von Dokument- und Versicherungsnachweisen bis hin zur Visumsbeantragung und Organisation einer Unterkunft. Dazu kommt die mentale Vorbereitung auf das, was dich erwartet. 

Oft braucht es Geduld, da du für vieles Wartezeit einplanen musst. Das kann ganz schön herausfordernd sein und braucht stabile Nerven. Dazu kommt dann auch noch die Verabschiedung von Freund*innen und Familie, was einen belasten kann. Für viele eine stressige Zeit, schon bevor das eigene Abenteuer beginnt. Dazu kommt vielleicht noch deine Erwartung, dass die Reise perfekt sein muss. 

2. Neue Kultur alias der Kulturschock 

Wenn´s dann ins Ausland geht, beginnt für die Meisten eine aufregende und coole Zeit. Neue Sprache, neue Kultur, anderes Essen, andere Mentalität…das ist ziemlich faszinierend. 

Doch nach einigen Tagen oder Wochen kann plötzlich der Kulturschock zuschlagen. Der Alltag, die neue Kultur, das ständige Anpassen können zur echten Belastungsprobe werden. Leider lässt sich nicht vorhersagen, ob und wie heftig der Kulturschock ausfallen wird. Wichtig für dich zu wissen ist, dass du damit nicht alleine bist und ein Kulturschock zum Glück auch wieder verschwindet. 

3. Heimweh 

Sind die ersten Herausforderungen gemeistert und das Einleben im Alltag geschafft, meldet sich zwischendurch ein schmerzhaftes Gefühl: Das Heimweh. Plötzlich sehnst du dich nach Familie und Freund*innen, die Heimat, das Essen oder einfach nach der Sprache, die man im Heimatland spricht. Heimweh kann ziemlich belastend sein und auf die Stimmung schlagen, besonders wenn es längere Zeit anhält.

4. Proaktiv Kontakte knüpfen 

Ein essenzielles ToDo im Ausland: Leute kennenlernen und erste Kontakte knüpfen. Man fängt praktisch nochmal von „null“ an. 

Manchen fällt dies leichter als anderen. Gerade für introvertierte Menschen kann dies ganz schön herausfordernd und ermüdend sein. Schließlich musst du dich immer wieder auf neue Leute einstellen und proaktiv auf sie zugehen. Das kostet trotz schöner Momente auch einiges an Kraft. 

5. Kontakt halten mit Freund*innen und Familie 

Neben der aufregenden Zeit im Ausland und den vielen neuen Eindrücken, möchtest du wahrscheinlich auch weiterhin Kontakt halten mit den Freund*innen und der Familie zuhause. Umgekehrt wollen sie natürlich erfahren, was du alles erlebst und wie es dir geht. 

Beides unter einen Hut zu bringen, dazu fehlt manchmal einfach die Zeit. Besonders wenn gerade viel ansteht oder man das Handy einfach mal zur Seite legen möchte. Das kann stressen!

Sofortmaßnahmen

Was also tun, wenn´s mal herausfordernd wird? Manchmal helfen schon kleine Veränderungen im Alltag dabei, die Welt wieder ein Stück heller werden zu lassen: 

Be open-minded! 

Versuch vor deiner Abreise offen zu sein und keine starre Erwartungshaltung in Bezug auf deine Unterkunft, deine Gastfamilie oder das Programm (und alles Weitere) zu entwickeln.

Denn nur wenn du dich nicht an falsche Erwartungen klammerst, kannst du ganz und unternehmungslustig in dein Abenteuer starten. Ohne Enttäuschungen, weil vielleicht nicht alles so läuft wie du es dir vorher ausgemalt hast. 

Nimm dir was Schönes vor! 

Ablenkung hilft bekanntlich am besten – besonders wenn es dir guttut und wirklich Freude macht. Also nimm dir etwas Schönes vor – überlege dir, was du gerne unternehmen möchtest! Vielleicht eine Runde Yoga oder ein gemütlicher Cafébesuch? Oder stehst du eher auf abenteuerliche Wanderungen? 

Mach das, worauf du Lust hast und worauf du dich freuen kannst. Ob du dabei neue Freund*innen mitnimmst, liegt in deiner Hand. So lenkst du dich in herausfordernden Zeiten nicht nur ab, sondern schaffst dir nebenbei etwas, das guttut. 

Kontakt nach Hause 

Auch wenn’s herausfordernd sein kann, bleibe unbedingt in Kontakt mit deinen Freund*innen und der Familie in der Heimat. Auch wenn sie gerade nicht vor Ort sein können, unterstützen sie dich aus der Ferne. 

Ein Anruf schafft dabei mehr Nähe als eine WhatsApp-Nachricht. Vielleicht wäre ein monatlich festgelegter Termin zum Telefonieren etwas für dich? Ansonsten gilt: Antworte auf Nachrichten wirklich nur dann, wenn du gerade genug Zeit hast. Nachrichten zwischendurch zu tippen kann stressfördernd sein. 

Bist du eher der DIY-Typ? Dann wäre vielleicht sogar eine Art Reiseblog oder eine monatliche Collage etwas Passendes für dich. 

Routine und Self-care 

Wichtig! Auf so einem Auslandsaufenthalt erlebt man ja ganz schön viel…da braucht es zwischendurch auch mal Zeit zum Durchatmen und Verarbeiten. 

Mach das was dir gut tut und baue es in deine Woche mit ein – ob Sport, draußen spazieren oder eine tägliche Meditation. Vielleicht probierst du auch mal etwas ganz Neues aus? Routine und Self-care helfen nicht nur dabei zur Ruhe zu kommen. Sie unterstützen dich auch dabei in deinem neuen Alltag anzukommen. 

Reisetagebuch 

Ein Reisetagebuch ist alles zugleich. Es begleitet dich, ist immer für dich da, freut sich mit dir, hört dir zu und tröstet dich in schwierigen Zeiten. 

Schreiben hilft dabei, Gedanken und Erlebnisse sortieren zu können. Dadurch schaffst du Klarheit im Kopf und fühlst dich befreiter, ruhiger und weniger überfordert. Ein Reisetagebuch hält dir gerade in herausfordernden Zeiten auch vor Augen, wie viel du bisher schon erreicht und erlebt hast! 

Ein Reisetagebuch gibt es in allerlei Formen, du kannst dir beispielsweise auch Notizen auf deinem Handy machen. 

Hilfe suchen 

Manchmal braucht es einfach mal jemanden, der dir im persönlichen Gespräch zuhört. Das können Freund*innen, Bekannte oder Mitbewohner*innen sein. Jemand, der ein offenes Ohr für dich hat. Reden hilft und auch eine Umarmung kann wahre Wunder vollbringen. 

Ernst zu nehmen sind andauernde Traurigkeit, Stress oder Unwohlsein – suche dir in solchen Fällen auf jeden Fall Unterstützung durch ärztliche/psychologische Hilfe vor Ort.

Es ist völlig normal, Herausforderungen im Ausland zu erleben. Wichtig ist dein persönlicher Umgang mit ihnen. Achte auf deine mentale Gesundheit und ob es dir gut geht. Wenn du merkst, dass es dir über einige Zeit nicht gut geht und nichts zu helfen scheint, hol dir Hilfe! Diese kann in viele Formen: Es können Gespräche mit Vertrauenspersonen sein, eine kleine Auszeit ganz für dich oder auch professionelle Unterstützung. Ganz egal was, mach das, womit du dich wohlfühlst und was dich wieder ins Gleichgewicht bringt! Denn nur dann kannst du dein Abenteuer in vollen Zügen genießen.

Person liegt in Hängematte